„Mit illegalen Tricks zum Doppelpass“ betitelte „Die Presse“ jüngst einen redaktionell gezeichneten Aufmacher. Darin wird „aufgedeckt“, dass sich eingebürgerte „Türken“ ihre alte Staatsbürgerschaft trotz Verbots zurückholten. Die ganzseitige Story gleicht in ihrer Machart dem landläufigen Schnitt medialer Berichterstattung über Migration: Mutmaßungen, Anspielungen, halbrecherchierte Informationen und eine durchgehend abwertende Sprache. Zu vernehmen ist diese Tendenz im gesamten öffentlichen Diskurs. Migrant_innen und ihre Nachkommen, insbesondere jene aus der Türkei, sind hierzulande – gelinde gesagt – unpopulär.
Pikantes Detail: Der Artikel erschien just am 28. Mai 2014, knapp zwei Wochen nach dem 50. Jahrestag der Unterzeichnung des Anwerbeabkommens zwischen Österreich und der Türkei, das die „Gastarbeiter-Migration“ angeregt hatte. Schlechtes oder kalkuliertes Timing? Dabei war die mediale und politische Rede über diese Migrant_innen nicht von Anfang an negativ, wie eine rezente Plakataktion der „Initiative Minderheiten“ mit Zitaten aus jenem Zeitraum zeigt. „Österreich für Gastarbeiter attraktiv?“, fragte gerade „Die Presse“ noch 1962. „Wien bevorzugt Türken“, lautete eine weitere Schlagzeile ein Jahr später darin.