„Ich habe gelernt, dass nichts unmöglich ist“ - Feministische Diaspora Initiativen in Wien

Interview mit Sigrid Sprenger, Adaora Ofoedu, Lilas Kassoumeh geführt von Magda Seewald (VIDC Global Dialogue)

VIDC Online Magazine Spotlight

Dieser Artikel wurde im VIDC Online Magazin Spotlight April 2022 veröffentlicht. Wenn Sie das vierteljährlich erscheinende Online-Magazin, Einladungen und Dokumentationen erhalten möchten, klicken Sie bitte hier.

Interviewer*in


Magda Seewald ist Bereichsleiterin von VIDC Global Dialgoue und für die Koordination der Feministischen Diaspora Initiativen zuständig. Sie betreut außerdem die Themenschwerpunkte Gendersensibilisierung im Fluchtkontext und Frauen, Frieden, Sicherheit. Ihr regionaler Fokus liegt im Nahen Osten. Seewald ist Mitbegründerin des Netzwerks REloading Feminismus und war viele Jahre ehrenamtlich im Vorstand der Frauensolidarität und des Netzwerks Women in Development Europe (WIDE) tätig. 

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„Es gibt so viele tolle Initiativen von Diaspora Organisationen, aber leider kaum Förderungen für deren Umsetzung“, so lautet das nüchterne Fazit aus mehreren VIDC Global Dialogue Studien zum Thema Diaspora Engagement in Österreich.
Vor diesem Hintergrund riefen VIDC Global Dialogue und der Verein “Frauen helfen Frauen helfen” ein Förderprogramm für Feministische Diaspora Initiativen in Wien ins Leben. Denn Frauen sind in Diaspora Organisationen besonders aktiv, dennoch sind sie oftmals bei der Leitung der Vereine und Projekte unterrepräsentiert. 
Anlässlich des Starts der 2. Projektrunde führte Magda Seewald ein Gespräch mit Vertreterinnen* von einigen der geförderten Projekte: Sigrid Spenger (SOS Balkanroute), Adaora Ofoedu (afriCult) und Lilas Kassoumeh (Verein MIA - Migrant*innen, Integration, Arbeitsmarkt).

Worum geht es bei euren Projekten?

Spenger: Wir von SOS Balkanroute wollen mit afghanischen Frauen einen Frauenchor gründen – eigentlich einen aktivistischen Sprechchor. Bei unseren bisherigen Kundgebungen haben wir gesehen, wie wichtig und empowernd es für afghanische Frauen ist, auf der Bühne zu stehen und zu sprechen. Daher kam die Idee für so einen Chor. Gemeinsam mit dem Choreographen Bernhard Dechant werden die Frauen eine Performance erarbeiten, die sie im Rahmen von Demonstrationen und Kundgebungen vorführen können. Die erste Aufführung ist für den 1. Mai geplant. Wir wollen ihnen damit eine Bühne geben, wo sie zeigen können, dass es afghanische Frauen jenseits der üblichen Klischees gibt. Gleichzeitig kann dabei auch auf die Situation von Frauen in Afghanistan aufmerksam gemacht werden.

Ofoedu: „Yes She Can”, so heißt unser Mentoringprojekt für Frauen und Mädchen aus der Black und People of Color Community (BIPOC). Sie sollen gestärkt und befähigt werden sich politisch zu engagieren und die Medien- und Kommunikationslandschaft in Österreich aktiv mitzugestalten. Dazu haben die Teilnehmer*innen die Möglichkeit lokale und nationale Politiker*innen unterschiedlicher Parteien sowie Medienvertreter*innen kennenzulernen. Wir haben großartige Mentorinnen* für das Projekt gewinnen können: Mireille Ngosso, Faika El-Nagashi, Claudia Unterweger, Vanessa Spanbauer und Clara Akinyosoye. Vorbilder sind so wichtig! 

Kassoumeh: Unser aktuelles Projekt heißt „Unleashing Female Potential“. Die Zielgruppe sind Frauen aus der “neueren” arabischen Community. Es ist bereits unser zweites Projekt im Rahmen der Feministischen Diaspora Initiativen. In unserem ersten Projekt „Power-Frauen-Power“ haben wir gesehen, dass es einen großen Bedarf an Beratung und Coaching gibt. Unser neues Projekt besteht aus drei Phasen: 1. Beratung, Berufscoaching und -orientierung für Frauen; die 2. Phase umfasst ein Betreuungsangebot wie z.B. die Unterstützung bei der Anerkennung von ausländischen, universitären Abschlüssen. Die 3. Phase bildet eine Workshopreihe zugeschnitten auf die Interessen und Bedürfnisse der Teilnehmerinnen*. Aktuell sind die Themen Staatsbürgerschaft und Arbeitsrechte, z.B. Kurzarbeit, wichtig.