Geflüchtete Frauen als wichtige Akteurinnen für Frieden und Teilhabe

Von Samar Al Bradan

VIDC Online Magazine Spotlight

Dieser Artikel wurde im VIDC Online Magazin Spotlight 54/Dezember 2020 veröffentlicht. Wenn Sie das vierteljährlich erscheinende Online Magazin, Einladungen und Dokumentationen erhalten möchten, klicken Sie bitte hier.

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Samar Al Bradan studiert Rechtswissenschaften in Wien. Sie unterstützte das VIDC  bei der Durchführung der Studie zu Frauen, Frieden und Sicherheit im Fluchtkontext. Sie ist Mitglied beim Center for the Enforcement of Human Rights Internationally (CEHRI) und engagiert sich bei Souriat - Syrian Women for Justice and Peace.

© Kiril Kirkov

© Kiril Kirkov

Zwanzig Jahre sind vergangen seit der UN-Sicherheitsrat die Resolution 1325 „Frauen, Frieden und Sicherheit“ verabschiedet hat. Wesentliche Elemente sind die Stärkung der Teilhabe von Frauen an Friedensprozessen, die Gewährleistung von besserem Schutz für Frauen und Mädchen vor sexueller Gewalt in bewaffneten Konflikten und die Unterstützung nach konfliktbedingter geschlechtsspezifischer Gewalt. UN-Mitgliedsstaaten sind aufgefordert Nationale Aktionspläne (NAPs) zur Umsetzung dieser Forderungen zu entwickeln. Bis vor kurzem wurde jedoch eine bedeutende Gruppe in den meisten Plänen weitgehend ignoriert, nämlich Frauen und Mädchen, die vor Krieg und Gewalt flüchten mussten und jetzt in Europa leben. Diese Frauen sind jedoch oft Expertinnen und Aktivistinnen im Bereich Gender und Frieden. Zum ersten Mal berücksichtigt der aktuelle Regionale Aktionsplan der EU (2019-2024) die Teilnahme, den Schutz, die Unterstützung und die Genesung von Frauen mit Fluchtgeschichte in Europa. 
Das VIDC hat in diesem Zusammenhang die Studie "Refugee Women as Agents for Peace" in Auftrag gegeben, die analysiert, wie Österreich den EU-Plan umsetzt. Bei der gleichnamigen online Veranstaltung am 3. Dezember 2020 wurden die Ergebnisse der Studie präsentiert, Lücken bei der Umsetzung aufgezeigt und Best Practice Beispiele aus anderen EU-Ländern diskutiert. Die wichtigste Empfehlung der Podiumsdiskussion war, den österreichischen NAP zu UN-Resolution 1325 zu aktualisieren, da er seit 2016 nicht adaptiert wurde. 
Barbara Kühhas, Kultur- und Sozialanthropologin und Autorin der Studie kritisierte: „Österreich hat die enormen Entwicklungen der letzten Jahre und besonders das hohe Flüchtlingsaufkommen im Jahr 2015 nicht berücksichtigt.“ Kühhas erklärte, dass sich EU-Länder in der erste Umsetzungsphase der Resolution nur auf die Unterstützung von Frauen in Kriegsgebieten konzentrierten, und sich nicht mit der Situation von geflüchteten Frauen in Europa befassten. Erst seit wenigen Jahren konzentriere sich die EU mehr auf die Situation von Frauen mit Fluchterfahrung, doch habe Österreich diesbezüglich noch keine Aktualisierungen vorgenommen.