Die Veranstaltung beginnt mit einer Performance von UÝRA. Die Performance thematisiert die Realitäten von Umweltzerstörung, Vertreibung und Migration im Amazonasgebiet. Danach diskutieren der Klimaforscher Diogo Andreola Serraglio und die Forscherin und Aktivistin Mana Omar von Fridays for Future Africa anhand von Beispielen aus Äthiopien und Kenia darüber, wie das globale Phänomen des Klimawandels mit (erzwungener) Migration und Immobilität zusammenhängt.
Bei dieser Veranstaltung werden wir von bestehenden Politiken und Praktiken in besonders betroffenen Regionen des Globalen Südens hören, wo Menschen und Regierungen Vorkehrungen treffen, um dem Klimawandel und den sich verändernden Mobilitätsanforderungen zu begegnen. Wir diskutieren darüber, wie wir in Europa die Menschen in den besonders betroffenen Regionen bei der Bewältigung der Klimakrise unterstützen können. Was ist mit dem Verursacherprinzip: Sollten wir nicht mehr tun, um jenen Menschen zu helfen, die durch die Klimakrise vertrieben wurden? Wie können wir die Resilienz von Gemeinschaften stärken, die nicht migrieren können oder wollen? Frauen, Kinder und ältere Menschen oder marginalisierte Gruppen wie indigene Bevölkerungen sind durch die Auswirkungen der Klimakrise besonders gefährdet.
Die Auswirkungen des Klimawandels sind mit jedem Jahr stärker auf der ganzen Welt spürbar. Zwar wurden durch internationale Abkommen einige Erfolge erzielt, doch sind diese Erfolge in der Umsetzung viel zu langsam im Vergleich zu der Geschwindigkeit, mit der wir die Ökosysteme belasten und zerstören. Die Klimakrise kann zu Migration und Vertreibung führen, aber auch zu Immobilität. Die Bedürfnisse der Menschen, die von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind, sind vielfältig, also müssen auch die Antworten auf diese Bedürfnisse vielfältig sein. Die Debatte in Österreich und Europa dreht sich jedoch weniger um die Unterstützung von Ländern und Regionen im Globalen Süden, die von der Klimakrise besonders betroffen sind, sondern vor allem um den Schutz vor möglichen „Klimaflüchtlingen“. Die Wünsche und Erfahrungen der betroffenen Bevölkerung werden dabei oft vernachlässigt. So sehen sich beispielsweise Hirtenvölker, die traditionell grenzüberschreitend leben, mit vermehrten Konflikten, härteren Dürreperioden und strengeren Grenzkontrollen konfrontiert. Als Folge der Klimakrise sind Frauen und Mädchen in besonderem Maße von verschiedenen Formen geschlechtsspezifischer Gewalt wie Zwangsheirat oder Menschenhandel bedroht.
Panel
Mana Omar
Geschäftsführerin von „Spring of the arid and semi-arid lands“ (SASAL), einer NGO, die mit Hirtengemeinschaften zusammenarbeitet, um die Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel zu stärken. Die indigene somalische Gemeinschaft in Kenia, der auch Omar angehört, ist von den Auswirkungen des Klimawandels besonders betroffen, einschließlich der klimabedingten Migration. Omar ist ausgebildete Klimawissenschaftlerin mit einem Abschluss in Meteorologie und einem Master in Umweltmanagement. Sie ist außerdem Mitglied von YOUNGO, der offiziellen Kinder- und Jugendvertretung des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (United Nations Framework Convention on Climate Change, UNFCCC) und bei Fridays for Future Africa sowie Jugendleiterin der UN Women Feminist Action for Climate Justice Action Coalition.
Diogo Andreola Serraglio
ist ein Forscher und Praktiker mit Erfahrung im Bereich der internationalen Migration und Klimapolitik, die hauptsächlich darauf abzielt, die laufenden globalen Bemühungen in Politik und Praxis zu unterstützen. Er hat fortlaufend zu Themen im Zusammenhang mit klimabedingter Migration gearbeitet, geforscht und veröffentlicht. U.a. hat er die Platform on Disaster Displacement, die Internationale Organisation für Migration (IOM) und das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik zu erzwungenen Bevölkerungsbewegungen im Zusammenhang mit Klima- und anderen Umweltveränderungen in Afrika, Lateinamerika und der Karibik beraten. Serraglio hat an der Päpstlichen Katholischen Universität von Paraná (Brasilien) in Rechtswissenschaften promoviert und ist Forschungsmitglied des Südamerikanischen Netzwerks für Umweltmigrationen. Derzeit arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung im Rahmen des Projekts HABITABLE. Das HABITABLE-Projekt ist das größte Forschungsprojekt zu Klimawandel und Migration, das jemals von der Europäischen Kommission im Rahmen des Programms Horizont 2020 finanziert wurde.
Moderation: Daniela Paredes Grijalva
Universität Wien, Institut für Geographie und Regionalforschung. In ihrem Dissertationsprojekt an der Universität Wien untersucht sie, wie (Im)Mobilitäten mit Umweltveränderungen in Indonesien zusammenhängen. Zuvor hat sie sich als Forscherin und Praktikerin mit transnationaler Migration, Gender und Social Protection beschäftigt. Sie ist Konsulentin bei VIDC Global Dialogue mit Fokus auf Klimagerechtigkeit und Migration sowie Mitglied von WIDE Austria.
Performance: UÝRA
UÝRA, in Manaus (Amazônia) geboren, ist eine indigene Person im Kontext der Diaspora, Two-Spirit (trans) und Menschenrechtsaktivist*in. UÝRA arbeitet als bildende Künstler*in und Kunsterzieher*in. UÝRA verfügt über einen Abschluss in Biologie sowie einen Master-Abschluss in Amazonas-Ökologie. Durch die Kunst schafft UÝRA Bilder, die verschiedene „Naturen“ gegenüberstellen: jene des Lebens in Freiheit und jene der Gewalt gegen die biologische Vielfalt und vulnerable Menschengruppen. In Ausstellungen in Brasilien und auf der ganzen Welt erforscht, präsentiert und diskutiert UÝRA die koloniale Auslöschung sowie den Widerstand indigener Völker in der Geschichte und der Gegenwart. UÝRA war ein Highlight der 34. Bienal de São Paulo, der Bienal Manifesta (Kosovo), Gewinner*in des PIPA-Preises 2022 und des YES to Racial Equality-Preises 2023. UÝRAs Werke befinden sich in den Sammlungen von Institutionen wie der Pinacoteca de São Paulo, Castello di Rivoli (Italien) und dem Los Angeles County Museum.