Europa und China: Ein neuer Wettlauf um Afrika in Zeiten einer Pandemie

Zeit und Ort

Donnerstag, 22. Oktober 2020, 17.00 – 18.30
Zoom Webinar

Zusätzlicher Livestream auf der Facebook Seite des VIDC.

Programm


Lloyd G. Adu Amoah

Senior Lecturer am Institut für Politikwissenschaft und Direktor des Centre for Asian Studies an der Universität von Ghana

Solange Chatelard

Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Laboratoire d’anthropologie des mondes contemporains der Freien Universität Brüssel

Anna Katharina Stahl

Policy Fellow am Jacques Delors Centre der Hertie School, Berlin

Karin Fischer (Moderation)

Institut für Soziologie, Johannes Kepler Universität, Linz

Martina Neuwirth (Begrüßung)

VIDC, Wien

Sprache: Englisch
Anmeldung erforderlich: neuwirth@remove-this.vidc.org

© istock/yurchello108

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Das Interesse an Afrikas Ressourcen und Märkten ist groß. Während sich im 19. Jahrhundert die europäischen Kolonialmächte im „Wettlauf um Afrika“ den afrikanischen Kontinent untereinander aufteilten, wetteifern heute die Europäische Union und China um Einfluss. Die EU drängt auf Wirtschaftspartnerschaftsabkommen, die die Liberalisierung des Handels vorantreiben sollen. Aber als Investoren verlieren europäische Länder und Unternehmen stetig an Bedeutung. China ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten zum wichtigsten Handelspartner Afrikas aufgestiegen. Chinesische Firmen finanzieren dringend benötigte Infrastrukturvorhaben: Stadien, Straßen, Eisenbahnen, Flughäfen, Schulen und Spitäler. Das Bahnnetz in Äthiopien und die U-Bahn in der Hauptstadt wurden etwa maßgeblich mit Geld aus China gebaut. Auch im Zuge der COVID-19-Krise übertreffen die finanziellen Hilfen und Sachgüterleistungen aus China alle anderen. Es sind vor allem chinesische Privatpersonen und Unternehmen, die Unterstützung im Kampf gegen die Pandemie am Kontinent leisten. Aber Hilfe kommt oft in Form von Krediten, und China erhöht damit den Schuldenberg afrikanischer Länder.

Wie reagiert die EU auf den Bedeutungsgewinn Chinas am afrikanischen Kontinent? Wie nehmen die afrikanischen Partner*innen die wirtschaftlichen Aktivitäten der alten und der neuen Supermacht wahr? Wie unterscheiden sich ihre Geschäftspraktiken und wirtschaftspolitischen Strategien? Verhilft der neue Wettlauf den Regierungen in Afrika zu neuen Handlungsspielräumen, eröffnet er den Menschen gar Chancen auf eine sozial ausgewogenere und ökologisch nachhaltige Entwicklung? Und wie wird die Pandemie die wirtschaftlichen Beziehungen und Investitionsentscheidungen beeinflussen? Wie lassen sich die COVID-19-Maßnahmen Chinas und der EU in Afrika bewerten?

Mitwirkende

Lloyd G. Adu Amoah

unterrichtet am Institut für Politikwissenschaft an der Universität von Ghana und leitet das dortige Zentrum für Asienstudien. Adu Amoah forscht zur Rolle von Information und Wissen für wirtschaftliches Wachstum und soziale Inklusion in Afrika. Neben seiner Arbeit zu allgemeinen Entwicklungsfragen und den Beziehungen zwischen China und Ghana haben Adu Amoah lange Forschungsaufenthalte nach China geführt. In der Essay-Sammlung #notesofapatriot (2018) beschreibt er seine Erfahrungen aus 20 Jahren Reise- und Forschungstätigkeit. Sein jüngstes Buch Five Ghanaian Presidents and China: Patterns, Pitfalls, and Possibilities ist soeben erschienen.

Solange Chatelard

ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Freien Universität Brüssel und forscht am Sciences Po Paris, wo sie ihre Dissertation fertigstellt. Chatelard hat an der London School of Economics Internationale Beziehungen und am Sciences Po vergleichende Politikwissenschaft studiert. Sie forscht zur Transformation des Staates und des ländlichen Raums in China sowie zu chinesischen Auslandsbeziehungen in Afrika mit einem Schwerpunkt auf Sambia. Neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit hat sie zwei Filmdokumentationen über das wachsende wirtschaftliche Engagement Chinas in Afrika gedreht: When China Met Africa (BBC) und King Cobra and the Dragon (Al Jazeera).

Anna Katharina Stahl

ist Policy Fellow am Jacques Delors Centre der Hertie School in Berlin. Davor war sie Projektleiterin im Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung in Tunesien. Sie hat für verschiedene Think Tanks und internationale Organisationen in Europa, Afrika, China und den USA gearbeitet. Anna Stahl ist promovierte Politikwissenschafterin. Ihre Dissertation zu den trilateralen Beziehungen EU-China-Afrika an der Freien Universität Brüssel ist 2018 bei Palgrave Macmillan erschienen. Darüber hinaus hat sie ein Masterstudium EU Internationale Beziehungen und Diplomatische Studien am College of Europe in Brügge und ein Deutsch-Französisches Doppeldiplom in Politikwissenschaft und öffentlichem Recht am Institut d’études politiques in Lille und der Universität Münster erworben.

Karin Fischer

leitet den Arbeitsbereich Globale Soziologie und Entwicklungsforschung am Institut für Soziologie der Johannes Kepler Universität, Linz, und ist Konsulentin des VIDC.

Martina Neuwirth

arbeitet im VIDC zu den Bereichen internationale Wirtschafts- und Finanzpolitik, mit dem Schwerpunkt der internationalen Steuerpolitik und ihrer Auswirkungen auf sogenannte Entwicklungsländer.