Anlässlich der Fußball WM in Katar Ende dieses Jahres, werfen wir mit dieser Veranstaltung einen Blick auf die Region und gehen der Frage nach, welche Rolle Staaten wie Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) oder Katar in der Finanzarchitektur des globalen Kapitalismus spielen. Wo investieren sie und warum? Dabei betrachten wir nicht nur die wirtschaftliche Verwobenheit der arabischen Golfstaaten, sondern auch deren politische und militärische Interventionen in die regionalen Aufstände und Konflikte und hinterfragen ihre Beweggründe. Die brutale militärische Intervention Saudi-Arabiens und der VAE im Jemen, die für die humanitäre Tragödie im Land verantwortlich ist, nehmen wir dabei als Ausgangspunkt für die Frage, wie diese Regime regional und international unterstützt werden. Wie hängen Kapital und Konterrevolution zusammen und was bedeutet dies für soziale Bewegungen in der Region?
Mit den Revolten in der arabischen Welt von 2011 wurde auch das Herrschaftsmodell von Ländern wie Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) oder Katar grundlegend in Frage gestellt. Ihre regionalen militärischen Interventionen im Laufe der letzten zehn Jahre hatten zur Folge, dass die Forderungen der Protestbewegungen nach inklusiver Demokratie sowie ökonomischer Verteilungsgerechtigkeit begraben wurden. Durch diese Interventionen versuchen vor allem Saudi-Arabien und die VAE eine neue regionale Abhängigkeitsstruktur durchzusetzen. Dies hatte auch zur Folge, dass Konfliktlinien zwischen Saudi-Arabien und den VAE einerseits und Katar andererseits offen zu Tage traten.
Podium
Adam Hanieh
ist Professor für politische Ökonomie und globale Entwicklung am Institute of Arab and Islamic Studies (IASI) der University of Exeter und hat einen Joint Chair für Area Studies (Middle East) am IASI und am IIAS der Tsinghua University in Peking inne. Zuvor lehrte Adam Hanieh an der Abteilung für Entwicklungsstudien der SOAS, Universität London. Zuletzt veröffentlichte er Money, Markets, and Monarchies: The Gulf Cooperation Council and the Political Economy of the Contemporary Middle East (Cambridge University Press, 2018). 2019 wurde er mit dem British International Studies Association International Political Economy Group Book Prize und dem Political Economy Book Prize of the Arab Studies Institute ausgezeichnet.
Rabab El Mahdi
ist außerordentliche Professorin für Politikwissenschaft an der Amerikanischen Universität in Kairo (AUC). Ihre Forschungsschwerpunkt sind vergleichende politische Ökonomie und Entwicklung mit Fokus auf Lateinamerika und den Nahen Osten sowie Beziehungen zwischen Staat und Zivilgesellschaft, soziale Bewegungen und Widerstand. Derzeit leitet sie das Forschungsprojekt Alternative Policy Solutions (APS) der AUC. Sie ist im Vorstand einer Reihe von zivilgesellschaftlichen und professionellen Organisationen tätig, darunter das Arab Political Science Network (APSN).
Safa Al Ahmad
ist freie Journalistin und Filmemacherin. Ihr 2014 von der BBC veröffentlichte Film "Saudi's Secret Uprising" dokumentiert die Aufstände im Osten Saudi-Arabiens und lenkte die internationale Aufmerksamkeit auf Proteste, die zuvor wenig öffentliche Aufmerksamkeit erhalten hatten. 2017 erhielt sie zwei Emmy Awards für ihren Film "Yemen Under Siege". Ihr neuester Film über den Jemen von 2019 "Targeting Yemen" für FRONTLINE enthüllt die anhaltende und eskalierende Beteiligung der USA am Krieg im Jemen. Al Ahmad wurde für ihre Arbeit mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2015 mit dem International Press Freedom Award. Derzeit arbeitet sie an einem Dokumentarfilm über die Geschichte des Widerstands in Saudi-Arabien.
Helmut Krieger
ist Sozialwissenschaftler, Forscher und leitender Dozent am Institut für Entwicklungsstudien der Universität Wien sowie Berater bei VIDC Global Dialogue. Seine Forschungsschwerpunkte sind Entwicklungspolitik in Kriegsgebieten, der Antagonismus zwischen Israel und Palästina, Bewegungen des politischen Islam in der arabischen Welt, kritische Staatstheorien und postkoloniale Theoriebildung.
Magda Seewald
ist Politikwissenschaftlerin und ist Bereichsleiterin der VIDC Abteilung Global Dialogue. Ihr regionaler Schwerpunkt ist die arabische Region. Als Gender-Beraterin betreut sie den Bereich der Gender-Sensibilisierung im Fluchtkontext und arbeitet an der Umsetzung der Agenda Frauen, Frieden und Sicherheit. Sie koordiniert das von VIDC und dem Verein Frauen helfen Frauen helfen ins Leben gerufene Förderprogramm für feministische Diaspora-Initiativen.