Auf der Veranstaltung wird das aktuelle Buch „Brennpunkt Westafrika“ von Olaf Bernau vorgestellt und mit den Expert*innen Joana Adesuwa Reiterer und Kojo Taylor diskutiert. Dabei unternehmen wir eine ökonomische und politische Zeitreise in die Vergangenheit und fragen uns, wie es zu dieser enormen ökonomischen Kluft zwischen Afrika und Europa gekommen ist. Welche Bedeutung hat diese Ungleichheit für unsere heutigen Beziehungen? Wie wurde aus der traditionellen zirkulären Migration innerhalb der Region eine Migration nach Europa? Was hat die Dauerkrise in Westafrika mit Europa zu tun? Welche Schlussfolgerungen sollte Europa daraus ziehen?

Die Bekämpfung von Fluchtursachen ist in Europa spätestens seit 2015 zu einer Art Mantra avanciert. In Verbindung mit einer immer stärkeren Überwachung der EU-Außengrenzen versprechen sich europäische Politiker*innen eine Reduzierung der Ankunftszahlen afrikanischer Migrant*innen. Der Autor Olaf Bernau widerspricht dieser verbreiteten Perspektive in seinem Buch. Für ihn ist Migration in Westafrika in aller Regel ein familiäres Projekt zur Diversifizierung von Einkommensquellen: „Dies stärkt nicht nur das Gesamteinkommen eines Haushalts. Es stellt auch eine ökonomische Absicherung gegen etwaige Risiken dar, beispielsweise gegen Ernteausfälle im Zuge von Dürren oder Überschwemmungen.“
Die Veranstaltung ist Teil der Initiative „Das Recht, nicht gehen zu müssen – Europäische Politik und Fluchtursachen“, die die Arbeiterkammer Wien gemeinsam mit Gewerkschaften, dem VIDC und weiteren NGOs 2021 gestartet hat: „Die Ursachen für Flucht werden meist ausschließlich dort gesucht, wo das eigentliche Drama seinen Anfang nimmt. Doch diese Sichtweise greift zu kurz. Die tatsächlichen Fluchtursachen liegen tiefer, in einem ungerechten globalen System, das Armut, Hunger, Klimaerhitzung und Kriege erzeugt.“ Der Initiative liegt eine gleichlautende Studie von Sonja Buckel und Judith Kopp zu Grunde, die im Mai 2022 in Buchform erscheinen wird.
Podium
Olaf Bernau
ist Soziologe. Er hält sich jedes Jahr mehrere Wochen in Westafrika auf, wo er im Rahmen eines transnationalen Netzwerks mit Migrant*innen, bäuerlichen Gemeinschaften und Menschenrechtsgruppen zusammenarbeitet. Er veröffentlicht und bloggt insbesondere zum Sahel. Er ist ehrenamtlicher Mitarbeiter des Netzwerks „Afrique-Europe-Interact“.
Joana Adesuwa Reiterer
ist eine in Nigeria geborene und in Österreich lebende Sozialunternehmerin, die sich für die Stärkung afrikanischer KMUs durch zahlreiche Projekte und Initiativen einsetzt, darunter auch Filme. Sie ist die Gründerin der zivilgesellschaftlichen Organisation EXIT gegen Menschenhandel und der Wirtschaftsmedienplattform Joadre, einschließlich der Joadre-App.
Kojo Taylor
ist Lehr- und Forschungsbeauftragter an der Technischen Universität (TU) Wien. Seine Forschungsgebiete sind Angepasste Technologien und Entwicklungstechnologien, Erneuerbare Energieressourcen, Technologietransfer und strategisches Technologiemanagement. Er studierte Elektrotechnik und Technische Physik in Kumasi (Ghana) und an der TU Wien und absolvierte ein postgraduales Studium zu Engineering Management in Oakland (USA). Kojo Taylor ist Mitbegründer und Ehrenvorsitzender des Pan African Forums Austria.
Téclaire Ngo Tam
ist Bildungsreferentin und Moderatorin beim Verein Südwind. Sie studierte Wirtschaftsadministration am Douala University Center und Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien ab.
Irène Hochauer-Kpoda
ist Veranstaltungsmanagerin bei VIDC Global Dialogue und zuständig für die Abwicklung von Konferenzen, Podiumsdiskussionen und Workshops. Sie war Radio- und TV-Moderatorin sowie Redakteurin bei Radio Afrika TV. Seit 2009 ist sie Obfraustellvertreterin und Mitbegründerin des Vereins BARKA BARKA, einer Hilfsorganisation für Foroteon in Burkina Faso. Ab 2018 fungierte sie als Sonderbeauftragte der Burkinabé-Diaspora in Österreich, Ungarn, Kroatien, Slowakei, Slowenien, Serbien, Tschechische Republik. Seit 2019 ist sie Integrationsbotschafterin bei Zusammen:Österreich.
Valentin Wedl
leitet die Abteilung EU und Internationales der AK Wien, die in den letzten Jahren viele innovative Formate und Aktionen für eine gerechtere Weltwirtschaft unterstützt hat. Vor seiner Tätigkeit in der AK arbeitete Wedl als Rechtsexperte im Bundeskanzleramt und im Justizministerium.