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Die grüne Transformation der Wirtschaft wird Billionen kosten. Nach Angaben der Climate Policy Initiative werden jährlich weltweit mindestens 4,3 Billionen USD benötigt, um die schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise zu vermeiden. Die afrikanischen Länder werden bis 2030 jährlich 277 Milliarden USD benötigen, um ihre nationalen Klimapläne im Rahmen des Pariser Abkommens (die sog. Nationally Determined Contributions) umzusetzen. Zwischen den 4,3 Billionen USD und den 653 Milliarden USD, die die Klimafinanzierung im Jahr 2020 global erreicht hat, klafft jedoch eine enorme Finanzierungslücke. Um diese Lücke zu schließen, wollen internationale Finanzinstitutionen und Regierungen mehr Finanzmittel aus dem Privatsektor anlocken, indem sie Investor*innen beispielsweise konzessionäre (öffentliche) Kofinanzierungen oder Garantien anbieten. Es gibt auch Forderungen nach einer raschen Ausweitung "grüner Finanzmärkte", wie ESG-Fonds (Umwelt, Soziales, Governance) und grüne Anleihen.
Aber sind die privaten Finanzakteur*innen bereit, den Wandel entscheidend voranzutreiben? Einem aktuellen FinanceMap-Bericht zufolge sind 95% der bewerteten Portfolios großer Vermögensverwaltungsgesellschaften (wie BlackRock, Goldman Sachs oder State Street) nicht mit den Zielen des Pariser Abkommens vereinbar. Darüber hinaus stellen diese Unternehmen weiterhin Kapital für die Förderung fossiler Brennstoffe zur Verfügung - insgesamt halten sie fast dreimal mehr Aktienwerte in Unternehmen, die fossile Brennstoffe fördern (880 Mrd. USD) als in grüne Investitionen (309 Mrd. USD).
Kritiker*innen stellen daher die öffentlichen Bemühungen in Frage, Investor*innen aus dem Privatsektor zur Finanzierung eines gerechten Übergangs zu motivieren. Auch die "Ökologisierung" der Finanzindustrie wird oft mit Skepsis betrachtet und in die sog. "Finanzialisierungs"-Debatte eingebettet, die auf den zunehmenden Einfluss von Finanzakteur*innen hinweist.
In diesem Webinar wollen wir die Rolle der "nachhaltigen" privaten Finanzflüsse für einen grünen und gerechten Wandel beleuchten - weltweit und mit einem Schwerpunkt auf Afrika. Wie unterscheidet sie sich von der traditionellen "braunen" Finanzierung? Wer sind die Hauptakteur*innen? Wohin fließen die privaten Finanzströme? Welche Auswirkungen haben sie auf hochverschuldete Länder? Und was kann getan werden, um sicherzustellen, dass private Klimainvestitionen Menschenrechts- und Genderstandards genügen?
Panel
Joseph Upile Matola
ist Wirtschaftswissenschaftler und arbeitet im Rahmen des Programms für Wirtschaftsdiplomatie am South African Institute of International Affairs (SAIIA). Sein Interesse an der Klimafinanzierung rührt von seiner aktuellen Arbeit im Rahmen des Projekts "COVID-19 and macroeconomic policy responses in Africa (COMPRA)" her, in dem er analysierte, wie die Pandemie die makroökonomische Politiklandschaft in Afrika prägte, auch durch ihre Interaktion mit der Klimakrise. Er forschte auch über die G20 und die Klimafinanzierung in Afrika und beteiligte sich im August 2023 an den Diskussionen zur Klimafinanzierung auf dem Think20(T20) Summit in Indien. Vor SAIIA arbeitete Joseph Matola als leitender Wirtschaftswissenschaftler für das Ministerium für Finanzen und Wirtschaftsplanung von Malawi. Er hat einen Doktortitel in Entwicklungsökonomie vom National Graduate Institute for Policy Studies in Japan.
Ann Pettifor
ist politische Ökonomin und Mitglied der Academy of Social Sciences, London. Bekannt wurde sie durch ihre Vorhersage der globalen Finanzkrise von 2007-2009 mit ihrem Buch "The Coming First World Debt Crisis" (Palgrave, 2006) und für ihr 2018 erschienenes Buch "The Case for the Green New Deal". Im Jahr 2008 war sie (zusammen mit Kolleg*innen aus dem Wirtschafts- und Umweltbereich) Mitverfasserin des ursprünglichen "Green New Deal". Im Januar 2022 berief die schottische Regierung Ann Pettifor in ihre Just Transition Commission. Frau Pettifor schreibt einen regelmäßigen Newsletter auf Substack: "System Change"
Fadhel Kaboub
ist außerordentlicher Professor für Ökonomie an der Denison University (dzt. beurlaubt) und Präsident des Global Institute for Sustainable Prosperity. Zuletzt war er Untergeneralsekretär für Entwicklungsfinanzierung bei der Organisation of Southern Cooperation in Addis Abeba, Äthiopien. Fadhel Kaboub ist Experte für die Gestaltung öffentlicher Maßnahmen zur Stärkung der Währungs- und Wirtschaftssouveränität im Globalen Süden, zum Resilienzaufbau und zur Förderung eines gerechten und nachhaltigen Wohlstands. Seine jüngsten Arbeiten konzentrieren sich auf den Gerechten Wandel, die Klimafinanzierung und die Umgestaltung der globalen Handels-, Finanz- und Investitionsarchitektur. Seine jüngste Veröffentlichung vom Mai 2023, "Just Transition: A Climate, Energy, and Development Vision for Africa", wurde von der Independent Expert Group on Just Transition and Development veröffentlicht. Er war für das Levy Economics Institute (NY), die John F. Kennedy School of Government an der Harvard University (MA), das Economic Research Forum (Kairo), Power Shift Africa (Nairobi) und das Center for Strategic Studies on the Maghreb (Tunis) tätig. Derzeit lebt er in Nairobi, Kenia, und beschäftigt sich mit Klimafinanzierung und Entwicklungspolitik in Afrika. Sie können ihm auf Twitter folgen: @FadhelKaboub